Wilhelm Jordan und Anna Elisabeth Weber

Eine besondere Beziehung

 

Die beiden momentan in Ehlen ansässigen Jordan-Familienzweige sind Nachkommen von Wilhelm Jordan und Anna Elisabeth Weber. Recherche in den Kirchenbüchern von Ehlen und von Ölshausen brach­ten einige besondere Informationen über dieses sehr interessante Paar zu Tage. 

Wilhelm Jordan wurde 1817 als Sohn von Johannes Jordan und Anna Elisabeth Beyer in Oelshausen geboren.

Sein Großvater Wilhelm Jordan (geboren 1731 in Burghasungen) machte eine bedeutende Karriere als Offizier bei den Streitkräften des Hessischen Landgrafen als Wachtmeister, Capitain und Hauptmann. Würdigungen dieser Persönlichkeit findet man auch im Staatskalender Hessen-Kassel, der jährlich herausgegeben wurde. Nach seiner Pensionierung im Jahre 1805 ließ dieser sich mit seiner Frau in seinem Geburtsort Oelshausen nieder und verstarb auch hier.

Interessant ist dabei, dass beide Söhne Johannes und Johann George nicht unbedingt vergleichbaren Tätigkeiten (Tagelöhner und Hühner­händler) nachgingen und auch sein Enkel Wilhelm seinen Lebensunterhalt als Tagelöhner verdiente.

Bei der Suche nach Arbeit kam Wilhelm wohl auch in den Nachbarort Ehlen oder zog von hier aus weiter nach Hoof bzw. nach Kassel, wo er nachweislich auf dem dortigen von Dalwigk´schen Güter gearbeitet hat. Es ist davon auszugehen, dass er um 1840 in Ehlen die 1819 geborene Anna Elisabeth, eine Tochter des Töpfers Johannes Weber getroffen hat. Ihr Vater Johannes Weber kam aus Schlitz im Vogelsberg und heiratet hier die Tochter des Töpfers Johann Georg Berndt.

Den Kirchenbüchern kann man entnehmen, dass seit dieser Zeit eine dauerhafte und wohl auch stürmische Beziehung entstand, aus der mindestens 7 Kinder hervorgingen. Von 1841- 1861 wurden in 2-3 jährigen Abständen diese 7 Kinder geboren, zu denen sich bei den jeweiligen Taufeinträgen immer wieder Wilhelm Jordan durch Unterschrift als Vater bekannte.

Das Treiben war natürlich auch dem Pfarrer und den örtlichen Tugendwächtern nicht verborgen ge­blieben. Folgerichtig wurden Anna Elisabeth und Wilhelm mehrfach zum Gespräch vor das Presby­terium (Kirchenvorstand) eingeladen, entsprechend belehrt und aufgefordert, das Verhältnis zu legitimieren. So ge­schehen nach der Geburt von Ludwig im Jahre 1851 und noch einmal nach der Geburt von Johann Martin 1858.

Nach langem Hin und Her heirateten sie endlich am 03.12.1859 standesamtlich und besiegelten die Bezie­hung nach einer Buße am 22.Januar 1860 auch durch eine kirchliche Trauung. Die beiden überle­benden Kinder Ludwig und Johann Martin, die bisher den Namen Weber trugen, wurden durch die Heirat legitimiert und erhielten den Nachnamen Jordan.

Bis auf diese zwei Kinder, verstarben alle anderen KInder nach einer relativ kurzen Lebenszeit.

Wilhelm und Anna Elisabeth verstarben in Ehlen 1888 bzw. 1890 verarmt.

Die beiden Söhne Ludwig und Johann Martin begründeten hier die zwei noch heute in Ehlen vorhande­nen Linien der Jordans.

TaufeJohann Martin Jordan1858

Taufe LudwigWeber Jordan1851

Die Taufeinträge im Ehlener Kirchenbuch (Taufen 1830-1878) zu den beiden Söhnen, den Stammvätern der  beiden Jordan-Linien in Ehlen!

Man fragt sich natürlich, wie es möglich war, in der damaligen Zeit über eine so langen Zeitraum eine solche lockere Beziehung aufrecht zu erhalten. Auch stellt sich die Frage, ob die beiden in „wilder Ehe“ zusammengelebt haben. Zumindest muss es eine besonders große Liebe bzw. ein be­sonders sexuelles Verhältnis gewesen sein. Es ist eigentlich nicht denkbar, dass Anna Elisabeth in der Zeit von 1841-1859 allein die Verantwortung für die Kinder getragen bzw. für deren Lebensun­terhalt gesorgt hat. Insoweit muss man von einem eheähnlichen Verhältnis ausgehen.